Monday, December 24, 2007

Frau Magistra Karins und Herrn Diplomingenieur Martins akademisches Abschiedstamtam

Werte FestgästInnen, hochgeschätzte Eltern, liebe FreundInnen!

Herzlich willkommen zur heutigen akademischen Abschlussfeier der Fachbereiche Kultur- und Sozialanthropologie sowie Architektur.

Im Zentrum dieser beiden akademischen Disziplinen steht: der Mensch.

Ein Teil der heute anwesenden StudienabgängerInnen hat gelernt – und ein Sinn und Zweck dieser Veranstaltung ist des doch wohl, die Verwandten und Freunde endlich aufzuklären, was die braven Kinder denn nun alles in den letzten Jahren gelernt haben – also einige haben gelernt, Behausungen zu erdenken, welche uns felllosen Individuen etwas Schutz bieten vor den Launen der Natur. Gerade in Tagen wie diesen, wo der Winter zur Gänze und die Klimaerwärmung noch nicht vollständig eingesetzt haben, müssen wir der Kälte widerstehen. Unsere gut ausgebildeten ArchitektenInnen sind deshalb unsere Helden. Wir danken euch.

Nun also weiter in der Frage: Was hat die Universität ihren Kindern, respektive unseren Freunden beigebracht? Viel Wunderbares kommt einem da in den Sinn.
Die Kunst des Luftballonverteilens wurde hinreichend studiert, teils unter erschwerten Bedingungen wie das Verteilen der Ballons im Prater am Tag der Arbeit. Das Flyerverteilen wurde perfektioniert.

Hervorzuheben ist auch eine Neuerung an der Universität Wien: Mittlerweile sind alle unsere AbsolventInnen durchgegendert.

Zudem sind alle AbgängerInnen ausgebildet im korrekten Formularausfüllen. Eine weitere erworbenen Fertigkeit stellt das Zimmer finden dar – die Herausforderung liegt darin, dass die Zimmer geöffnet und ProfessorInnen enthaltend sein müssen.

Darwins Gesetzen folgend – zur Erinnerung für unsere kreationistischen Freunde: survival of the fittest – bestehen nur die tüchtigsten, motiviertesten und schnellsten StudentInnen mit der besten Reaktionsfähigkeit das harte Selektionsprogramm der Universität. Die schwachen bleiben im Netz der Bürokratie und Studienordnung hängen, soll heißen sie bekommen weder Seminarplätze noch DiplomarbeitsbetreuerInnen. Man muss schon ein körperlich und mental fittes Wesen sein, wenn man die online Eintragungen für Seminare erfolgreich bewältigen möchte. An die erste Hürde, die der Inskription, möchte erinnern, als nostalgische Anekdote quasi. Die haben wir ja gemeinsam bestanden. Der Abschluss eines Studiums befähigt demnach sich in jeder bürokratischen Einrichtung den Weg zu ebnen.

Wie einer meiner Kollegen des Öfteren zu sagen pflegt: Soziale Kompetenz ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die erworben wurde. Diese erlernt man zum Beispiel in Seminaren, wo es darum geht, wer aus der Gruppe denn die ganze Arbeit macht. Nur ein Konsens darüber führt zum positiven Abschluss. Dabei lernt man entweder
a) Arbeit an seine Kollegen abzuwälzen, eine wichtige Führungsqualität
oder
b) Opferbereitschaft: also ohne Anerkennung mehr zu arbeiten.
Beides Eigenschaften, die in der Wirtschaft gerne gesehen werden.

Natürlich haben unsere AbsolventInnen vieles studiert, das dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm entspringt und deshalb völlig nutzlos war und immer nutzlos sein wird. Das eingehende Studium zur Sache der Menopause bei unterschiedlichen Kulturen diverser Völker im südpazifischen Raum, wäre hier als Beispiel zu nennen.

Manche unserer Studenten haben sich im Laufe der Jahre sogar in eine Bibliothek verirrt und – manchmal mehr als einmal – ein Buch gelesen. Mit dieser Zwangsbeglückung ist’s nun, Gott sei dank, vorbei.

Kommen wir zum Schluss noch zu einem ganz wesentlich Teil des Studiums: den Ferien. Denn während für viele Studienrichtungen Ferien einfach vorlesungsfreie Zeit bedeutet, wandern die angehenden Kultur- und Sozialanthropologen hinaus in die Welt, um dort ihre Studien fortzusetzen; man könnte sogar soweit gehen zu sagen, um dort erst wahrhaftig zu verstehen. Meine werten Gäste, unsere heutigen AbsolventInnen haben demnach die letzten sechs Jahre in einem fort – durchgehend, ohne Pause sozusagen, studiert. Auch dies hat nun ein Ende.

Nun: Keine Vorlesungen, keine Seminare mehr. Keine Prüfungen. Voller Preis im Museum ist zu bezahlen, keine Studentenrabatte mehr. Stattdessen: Schniekes Akademikerpärchen. Es lebe hoch!
Uns allen bleibt: Pferde satteln, weiter reiten. Auf zu neuen Abenteuern.

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