Tuesday, December 11, 2007

Wir schauen

Daniel Glattauer erklärt uns österreichisches Verhalten. Ein Text für meine deutschen Freunde.

Der Österreicher schaut gern, denn Schauen strengt nicht an. Der Schauende will ja nichts sehen oder gar erkennen, er will sich nur mit offenen Augen irgendwo festhalten, um geistig auszuruhen.

Noch lieber und öfter als er schaut, kündigt der Österreicher sein Schauen an. Er sagt: Schau ma! Es ist dies die höchste Steigerungsstufe österreichischer Unverbindlichkeit. Sie deutet an: Ich werde mich darum kümmern. Und sie bedeutet: Ich werde mich nicht darum kümmern.

Um letzte Zweifel zu zerstreuen, sagt man auch gern: Schau ma amal. Es bedeutet: Wenn ich mich einmal nicht darum kümmere, werde ich mich nie darum kümmern.

Wem Wer' ma schauen (Ich werde erst später beginnen, mich nicht darum zu kümmern) und Wer ma schon schauen (Ich kann gar nicht früh genug beginnen, mich nicht darum zu kümmern) noch immer nicht eindeutig genug ist, wähle:
Schau ma amal, dann wer ma schon sehen. Es bedeutet: Da ich mich nicht darum kümmern werde, wird sich wohl ein Anderer darum kümmern müssen. Dem Anderen bleibt zur Klarstellung dann nur noch:
Wer ma amal sehen, dann wer ma schon schauen.

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